Mittwoch, 30. März 2016

10 Fragen an Walter Hackl


Walter Hackl arbeitet seit ca. 5 Jahren erfolgreich und gerne mit kompetenzkreis zusammen. Grund genug, um Herrn Hackl näher vorzustellen und folgende Fragen an ihn zu richten:

1) Wofür Sie sind Experte/Expertin?

Ich verstehe mich als Facilitator: als jemand, der anderen dabei hilft, Dinge zu vereinfachen oder einen einfacheren Zugang zu verschaffen. Meine Themengebiete betreffen vieles, das im zwischenmenschlichen Bereich angesiedelt ist wie zB. Kommunikation. Was ich sehr spannend finde, ist die Art und Weise, wie Kommunikation funktioniert - auch in Extremsituationen wie im Falle von Konflikten oder auch wenn es um Entscheidungsmechanismen und die Zusammenarbeit von Teams geht. Außerdem bin ich Experte bei der Unterstützung von Personen in schwierigen Situationen, was auch als Coaching bezeichnet werden kann. Darüber hinaus bringe ich Kompetenzen in der Arbeit mit Führungskräften mit, habe Erfahrung in der Weiterentwicklung von Teams, mit Strategiefindungsprozessen und mit Gruppendynamik. 

2) Welchen Hintergrund bringen Sie mit?

Ich bringe einen sehr breiten Hintergrund mit: Ich bin Schulabbrecher, war Gemeindebediensteter in Oberösterreich - zuständig für Standesamt, Bauamt, Steuerbuchhaltung - habe aber aufgrund eines großen Wissensdurstes in der Abendschule meine Matura nachgeholt und bin zum Studieren nach Wien gegangen, wo ich mehrere verschiedene Studienrichtungen verfolgt habe. Im Hauptfach der Soziologie und im Zweitfach Philosophie habe ich einen Abschluss gemacht und bin hinterher gleich ins Training eingestiegen. Nach einem Praktikum bei einem Schulungsinstitut habe ich die TrainerInnen-Ausbildung inklusive Gender Mainstreaming und Diversity-Zertifikat gemacht. Da diese Aufgabe genau meine Interessen getroffen hat, habe ich außerdem noch Weiterbildungen in der Mediation oder etwa im internationalen Peacekeeping absolviert. Des Weiteren hat mich immer auch der politische Bereich, also das kollektive Entscheiden von (Groß-)Gruppen interessiert, weshalb ich an der TU Dresden noch ein Studium der Politikwissenschaften mit Schwerpunkt Demokratieforschung absolviert habe. Die Gesamtheit dieser Ausbildungen und Erfahrungen konnte ich dann konstruktiv in meine Leitungsfunktion bei einem großen privaten Anbieter von Aus- und Weiterbildungen einbringen. Dort war meine Aufgabe die operationale Gesamtverantwortung in verschiedenen Lehrgängen. Mein Tätigkeitsfeld erstreckte sich von der Marktanalyse über die Konzeption von Lehrgängen, das Recruiting von TrainerInnen sowie die Lehrgangsleitung oder Aufgaben im Marketing, in der Qualitätssicherung oder als Trainer, Prüfer etc. 

3) Warum haben Sie sich für die Laufbahn als TrainerIn entschieden?

Ich ließ mich von meinen Interessensgebieten leiten, die sich in meiner Tätigkeit als Trainer gut umsetzen lassen, indem ich mit anderen Leuten zu diesen Themen arbeite und dabei meine Kenntnisse einbringe.

4) Wenn Sie sich noch einmal entscheiden könnten und kein Experte für Kommunikation und Konfliktmanagement wären, welchen Weg würden Sie sonst einschlagen?

Ich würde wahrscheinlich die Themengebiete, die mich jetzt beruflich beschäftigen, trotzdem bearbeiten. Wahrscheinlich würde ich also immer noch das tun, was ich tue. Gleichzeitig würde ich mich aber für eine künstlerische Form entscheiden, um bestimmte Inhalte oder Wissensgegenstände zu transportieren versuchen, sei es jetzt Malerei, Fotografie oder Schriftstellerei.

5) Was unterscheidet Sie von anderen ExpertInnen in Ihrem Bereich?

Was mich von vielen TrainerInnen, Coaches, MediatorInnen und OrganisationsberaterInnen unterscheidet, ist etwas, das sich sehr gut mit der Ausrichtung des kompetenzkreis deckt: nämlich, dass ich nicht mit fertigen Ideen zu KundInnen komme und mir nicht überlege, was ich verkaufen kann. Ich frage nach, was KundInnen von mir brauchen, was konkret der Auftrag ist und kläre sehr genau, was ich den KundInnen geben kann. Das ist für mich elementar und wichtig herauszufinden, bevor ich zur Tat schreite. Ich muss mir vorher ein Bild machen, wie sich bestimmte Wünsche operationalisieren lassen und wie ich mit meinen Kenntnissen dabei behilflich sein kann, das gewünschte Ergebnis zu erreichen und die Idee der Auftraggebenden umzusetzen. Was mich dabei auszeichnet, ist eine sehr kreative und innovative Art und Weise, um mich verschiedenen Ansätzen anzunähern. Es passiert z.B. dass ich einen Seminartag komplett frei erfinde, mir eine Art Dramaturgie für den Seminartag erarbeite und versuche, Aspekte aus meinem Alltagsleben oder meinem Leseverhalten für Methoden nutzbar zu machen.

6) Welchen Ansatz verfolgen Sie in Ihrem Tun?

Ich folge einer systemtheoretischen Schule, da die meisten Ausbildungen im Erwachsenenbildungsbereich hinsichtlich der Beratung so aufgebaut sind. Gleichzeitig bin ich aber offen für andere Ansätze, da es nach eingehender Bedarfsanalyse auch erforderlich sein kann, auf andere Herangehensweisen, Methoden oder Modelle wie z.B. NLP zurückzugreifen.

7) Welche Werte sind Ihnen bei Ihrer Tätigkeit besonders wichtig?

Werte wie Respekt, Wertschätzung und kritisches Hinterfragen sind mir sehr wichtig. Die moralische Grundsatzfrage ist mein ständiger Begleiter. Ich wäre z.B. nicht bereit, eine Methode oder eine Intervention anzuwenden, um einen kurzfristigen Erfolg zu erzielen und dabei moralische Grundsätze zu enttäuschen. Neben einer nachhaltigen Tätigkeit ist es mir auch ein großes Anliegen zu ermöglichen, dass sich jeder und jede einbringen kann. Außerdem ist mir Vielfalt sehr wichtig. Damit meine ich, Möglichkeiten breit aufzustellen, um zwischen verschiedenen Alternativen wählen zu können. Ein weiteres Anliegen ist es, Dinge nicht nur im linearen Zusammenhang zu sehen, sondern immer Wirkung und Gegenwirkung vor Augen zu haben, um mögliche Turbulenzen vorab zu erkennen. 

8) Mit welchen Methoden arbeiten Sie am liebsten?

Wir haben das Glück in unsere Branche, dass es sehr viele fertige Methoden gibt, aber ich verwende gerne Methoden, die mitunter selbst erarbeitet sind. Es gibt kaum ein Seminar, das ich in gleicher Weise wieder verwerte. Es gibt auch kaum eine Methode, die ich in mehrfacher Hinsicht anwende. Zum einen schärft das meine eigene Aufmerksamkeit und bewirkt bei mir einen Lerneffekt, was zur Folge hat, dass SeminarteilnehmerInnen eine bessere Leistung von mir bekommen. Zum anderen stellen Variationen von Übungen sicher, dass TeilnehmerInnen nicht ein und dieselbe Übung immer wieder erleben. Wenn ich eine Methode wieder verwerte, dann versuche ich sehr oft, zumindest die Sozialform – also die Art und Weise, wie sie mit der Gruppe erarbeitet wird – zu variieren. Ansonsten arbeite ich auch gerne mit Fragen. Generell arbeite ich mit so vielen unterschiedlichen Methoden wie möglich, weil damit die verschiedenen Lernkanäle angesprochen werden. Ich bin niemand, der Frontalvorträge liebt, und versuche immer, die passive Haltung auf der Seite meines Gegenübers aufzuweichen und Leute einzuladen, sich einzubringen. Ich mag es, Leute aufzurütteln und ein bisschen aus der Komfortzone rauszuholen, indem ich Standpunkte infrage stelle und paradoxe Interventionen einsetze. Ich stelle z.B. Postulate auf, die ich selbst nicht vertrete, um festgefahrene Meinungen und Sichtweisen ins Wanken zu bringen, was einen anderen Blickwinkel schafft und neue Handlungsoptionen aufzeigt.

9) Mit welchen Zielgruppen arbeiten Sie besonders gerne zusammen?

Ich habe sehr viel mit Jugendlichen gearbeitet, was mir viel Spaß gemacht hat, weil die Offenheit bei Jugendlichen sehr groß ist und weil die vorhandene Energie sehr hoch ist. Mit Studierenden finde ich es schwierig zu arbeiten, weil ich oft eine passive Haltung wahrnehme, was gleichzeitig aber auch sehr herausfordernd ist. Ansonsten arbeite ich eigentlich mit allen Gruppen sehr gerne. Die Zielgruppe der Führungskräfte ist mir auch sehr nahe, da ich das Gefühl habe, dass Führungskräfte von vorherein einen gewissen Tatendrang mitbringen. Außerdem macht es mir großen Spaß mit Menschen zu arbeiten, die sich in Veränderungsprozessen befinden und Menschen, die sich auf einer Art Suche befinden, sei es beruflich oder persönlich. An sich tue ich mir aber schwer damit, die Zielgruppe einzuschränken, mit der ich gerne zusammenarbeite, da für mich die Kombination aus Thema, Zielgruppe und meinem eigenen Zugang dafür ausschlaggebend ist, wie viel Spaß ich an meiner Tätigkeit habe.

10) Was verstehen Sie unter Organisationsentwicklung?

Darunter verstehe ich eine ganze Vielfalt an Möglichkeiten, denen ein Unternehmen, Verein oder Organisation gegenübersteht, egal ob man diese wahrnimmt oder nicht. Ich sehe Organisationsentwicklung als etwas, das durchaus konfliktbehaftet sein kann und als etwas, was defizitär gehandhabt wird, wenn z.B. Unternehmen sehr rasch wachsen und nicht die Bereitschaft zeigen, ihre kleinteiligen Strukturen mit zu entwickeln. Organisationsentwicklung bedeutet dann für mich, als Außenstehender begleitend beizustehen und gemeinsam entlang der Anforderungen zu überlegen: Was brauchen wir, um auch in Zukunft kurz-, mittel- und langfristig wettbewerbsfähig und leistungsfähig zu sein? Was brauchen wir, um unseren eigenen Werten treu zu bleiben und um Visionen für die Zukunft zu entwickeln? Organisationsentwicklung hat für mich also sehr viel von Zukunftsorientierung, insofern als Veränderungen gesteuert werden können. Wenn es um Organisationsentwicklung geht, ist es mir besonders wichtig, dass das Ganze auf ein bestimmtes Ziel hinausläuft, dass das Ziel klar ist und dass meine Tätigkeit dabei einen Verlauf hat und prozessorientiert ist. Ich gehe gerne in die Tiefe, auch um die Evaluation sicherstellen und sinnvoll reflektieren zu können. Meist ist Organisationsentwicklung nämlich komplexer als es auf den ersten Blick aussieht, wenn man es ernst nimmt. Das ist auch das Spannende daran.

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